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Kokzidien

Kokzidien (nicht zu verwechseln mit Würmern!) sind weltweit verbreitet. Da diese Parasiten in einer großen Vielzahl und zusätzlich in einer Fülle an Unterarten vorkommen und noch dazu sehr unterschiedliche Lebenszyklen aufweisen, kann hier nur eine grobe Zusammenfassung der wichtigsten Punkte erfolgen.

WAS SIND KOKZIDIEN?

Bei Kokzidien handelt es sich um einzellige Lebewesen (Protozonen), die sich jede einzeln in eine Zelle der Darmwand ihrer Wirte bohren und deren Inhalt fressen, so dass die Zellen absterben. Gleichzeitig wachsen die Kokzidien und vermehren sich ungeschlechtlich durch Spaltung. So entstehen aus einer Kokzidie sehr schnell etwa 100 ähnliche Kokzidien. Die Vermehrung erfolgt mit solcher Geschwindigkeit, dass schon in kürzester Zeit große Flächen der Darmschleimhaut vernichtet sind.

Die neu entstandenen Kokzidien befallen entweder direkt weitere Schleimhautzellen des Wirtes oder gelangen als sogenannte Oozysten mit dem Kot in die Umgebung. Hier werden sie entweder von ihrem spezifischen Wirt aufgenommen und der Kreislauf beginnt von neuem oder sie gelangen durch Übertragung in einen Vertreter einer anderen Tierart. In Tieren, in den Kokzidien eigentlich „falsch“ (also nicht artspezifisch) sind, dringen sie in die Körpergewebe (Milz, Leber, Herz, Lunge, Skelettmuskulatur) ein, verharren in einem Ruhestadium und bilden so genannte Dormozoiten. Diese werden erst wieder aktiv, wenn das Gewebe des Wirtstieres durch Verzehr von einem passenden Endwirt aufgenommen wird und die Vermehrung wieder gestartet werden kann (daher gelangt von Jägern geschossenes Wild, das mit Kokzidien befallen ist, auch nicht in den Verkauf/Verzehr).

Die von infizierten Tieren ausgeschiedenen Oozysten besitzen eine große Widerstandskraft. Sie haben eine schwer lösliche Hülle, die sie außerhalb des Tierkörpers nahezu unangreifbar macht. Sie überstehen die verschiedensten Umwelteinflüsse nahezu ohne negative Auswirkung. Selbst relativ starke chemische Mittel können ihnen nichts anhaben. Lediglich Hitze vertragen sie nicht. Bereits bei 55 °C sind sie innerhalb von zwei Sekunden abgestorben. Kältegrade, wie sie in unseren Breiten üblich sind, überleben die Oozysten anstandslos. Unter optimalen Bedingungen können die Oozysten mehrere Monate lebensfähig bleiben.

Kokzidiose kommt bei Haustieren wie Hund, Katze und Kaninchen, aber auch bei Geflügel und Reptilien vor. Bei Katzen gibt es eine Vielzahl von Kokzidien. Die häufigste Art, Isospora genannt, ist verantwortlich für eine Darmentzündung vor allem bei Jungkatzen im Alter von 1 bis 6 Monaten. Andere Kokzidien sind z.B. Sarcosporinien sowie Toxoplasma gondii. Die Erreger sind jedoch recht artspezifisch, so dass beispielsweise von einer Kokzidiose des Kaninchens oder der Katze in der Regel keine Gefahr für den Menschen ausgeht (wichtige Ausnahme: Toxoplasma gondii als Verursacher der Toxoplasmose!)

ANSTECKUNG:

Die Kokzidiose ist eine Zoonose, d.h. sie kann sowohl Menschen als auch Tiere befallen. Eine überstandene Erstinfektion durch Kokzidien hinterlässt im Allgemeinen allerdings eine gute Immunität, die sogar das Ausscheiden der Oozysten verhindern kann.

Kokzidien sind hoch ansteckend. Die Infektion erfolgt auf verschiedenen Wegen, z.B. durch Schmierinfektion oder den direkten Kontakt mit dem Kot infizierter Katzen.

Außerdem erfolgt die Infektion durch den Verzehr von infizierten Nagetieren (besonders von Mäusen), Eintagsküken oder dem rohen Fleisch anderer infizierter Tiere (Schaf, Lamm, Schwein, und Rind).

Kommt ein Mensch mit dem Parasit in Berührung (z.B. durch Streicheln eines infizierten Tieres oder Kontakt mit kontaminiertem Wasser), kann auch eine Übertragung durch kontaminierte Kleidung, Schuhe oder Hände erfolgen.

Aufgrund der verschiedenen Übertragungswege sind auch reine Wohnungskatzen letztendlich vor einer Ansteckung nicht sicher.

SYMPTOME:

Die meisten Kokzidieninfektionen werden von Katzen gut toleriert und bleiben ohne Symptome. Bei einer gesunden Katze heilt eine Kokzidiose meist ohne größere Probleme aus (ein paar Tage mäßiger Durchfall).

Nur Isospora kann die Ursache für schweren (evtl. blutigen) Durchfall sein, der nicht behandelt zur Schwächung und Austrocknung führen und besonders bei jungen oder schwachen Katzen schlimmstenfalls sogar tödlich enden kann. Die Kokzidien befallen vorwiegend den Magen-Darm-Trakt und bewirken bei Massenbefall Zerstörungen der Darmschleimhaut mit Entzündungen, Fieber und (blutigem) Durchfall als Folge. Außerdem wird die Nahrung nicht mehr gut verwertet, was zur Abmagerung führt.

Grundsätzlich sind nicht die Kokzidien die wirkliche Grundlage für eine Erkrankung mit möglicher Todesfolge, vielmehr ist es die Entstehung einer bakteriellen Darminfektion durch die Vernichtung großer Darmflächen. Diese Verletzungen kommen mit Futter und Kot in Berührung, wodurch Entzündungen und andere Darmerkrankungen entstehen, welche letztlich die Todesursache sind.

DIAGNOSE:

Viele Katzen sind mit Kokzidien infiziert (Schätzungen sprechen von 70 – 90 %), in den meisten Fällen zeigen die Tiere allerdings keine Symptome. Hat das Tier jedoch wiederholt (blutigen) Durchfall, sollte auf jeden Fall eine parasitologische Kotuntersuchung auf Kokzidien (und auch auf Giardien) durchgeführt werden.

Für ein sicheres Testergebnis ist es notwendig, Proben von verschiedenen Tagen (mind. 3 aufeinanderfolgende Tage) und unterschiedlichen Kotausscheidungen zu nehmen.
Ist der Test positiv, ist der Befall von Kokzidien als sicher anzusehen. Der Test muss ca. 3 – 4 Wochen nach einer intensiven Behandlung wiederholt werden, bis ein negatives Ergebnis diagnostiziert wird.

THERAPIE:

Viele Kokzidieninfektionen machen sich im Alltag überhaupt nicht bemerkbar und fallen erst durch eine vorsorgliche Kotuntersuchung auf. In diesem Fall besteht die Frage, ob das Tier überhaupt behandelt werden muss.

Sollte jedoch wiederholt Durchfall auftreten und eine Behandlung unumgänglich sein, werden Kokzidien mit speziellen Kokzidienpräparaten bekämpft, die meisten auf Sulfonamidenbasis.

Oftmals wird eine Behandlung mit den Medikamenten TSO, Kokzidiol, Metronidazol, oder Baycox 5% durchgeführt. Leider sind alle Mittel für Katzen äußerst unangenehm, meistens schäumen die Tiere nach der Eingabe sehr stark aus dem Maul. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten, denn die genannten Medikamente müssen in unterschiedlicher Dosierung und Länge verabreicht werden (bei Baycox 5% kann u. U. eine einmalige Behandlung ausreichen, während TSO-Tabletten mehrere Tage eingegeben werden müssen).

Zur Bestandsbehandlung gibt es eine Einschränkung: Die Behandlung trächtiger Kätzinnen. Die Medikamente können bei Kitten Missbildungen verursachen. Am besten die trächtige Katze separat testen und von den restlichen Katzen trennen.

Kokzidien greifen die Darmflora der Wirtstiere an, die Verdauung ist gestört. Dazu kommt, dass die genannten Medikamente ebenfalls die Darmflora angreifen. Eine Diät mit faserreicher Nahrung ist daher dringend anzuraten. Durch die zusätzliche Gabe von Aufbaumitteln für den Darm (z.B. Bactisel, Darmflora plus, Moorschlamm) kann man versuchen, die Darmflora wieder zu regenerieren.

HYGIENE:

Die gründliche, mehrmalige Reinigung von Schlafstätten, Futternäpfen, Transportboxen, Toilette usw. mit einem Dampfstrahler ist anzuraten! Insbesondere die Katzentoiletten müssen regelmäßig und gründlich gereinigt, verschmutzte Streu sofort entsorgt werden. Aber Achtung: Der Dampf muss auch tatsächlich die hohe Gradzahl erreichen! Wird die Dampfaustrittsdüse nicht nahe genug an den zu desinfizierenden Gegenstand gehalten, kühlt der Dampf zu schnell ab und hat keinerlei Wirkung auf die Parasiten! Kleinere Teile daher lieber auskochen oder mit kochendem Wasser übergießen, evtl. kommt auch eine Desinfektion im heißesten Programm von Wasch- oder Spülmaschine in Frage.
Nach dem Dampfstrahlen oder heißem Nasswischen/Auskochen müssen die gereinigten Stellen mindestens 15 Minuten nachtrocknen, damit die Oozysten absterben.

Haushaltsübliche Putz- und Desinfektionsmittel wie z.B. Sagrotan oder Domestos haben keine angreifende Wirkung auf Kokzidien, allenfalls können Flächendesinfektionen (z.B. Endosan Forte, Neopredisan) zum Einsatz kommen.

Das Säubern der Analregion nach Kotabsatz mittels Feuchttücher ist zweckmäßig. Das Shampoonieren des Felles, gerade bei langhaarigen Tieren, sollte – falls durchführbar – zu den Hygienemaßnahmen dazugehören.